Zoo:
| Zoo Tallinn (Estland) |
Sendedatum: | 20. Mai 2004, ARD |
TV-Info: | Ein Film von Hiltrud Jäschke Seit Mitte der neunziger Jahre in der estnischen Hauptstadt der erste Wurf
Europäischer Nerze Schlagzeilen machte, gibt es wieder Hoffnung für das wohl seltenste Säugetier unseres Kontinents. Inzwischen erleben die Biologen dort in jedem Frühjahr aufs Neue, dass sieben bis zehn Babys auf einmal für Nerzweibchen nichts Besonderes sind. Auf den Inseln Saaremaa und Hiiumaa im Baltischen Meer wurden bereits mehr als 100 Tiere ausgewildert, die in Tallinn das Licht der Welt erblickt hatten und dort mit internationaler Unterstützung in naturnahen Gehegen sehr aufwändig
auf das Leben in freier Wildbahn vorbereitet worden waren. Ohne Erhaltungszucht gäbe es diese früher in Europa weit verbreitete Marderart in zehn bis fünfzehn Jahren nicht mehr. Die Luchskinder müssen ebenfalls erst lernen, wie man eine Beute fängt, ehe sie in Schutzgebiete abgegeben werden können. Sie alle sind Nachkommen eines Luchses, der 1939 Anlass für die Gründung des Tiergartens in Tallinn, dem früheren Reval, war. Mit 100 Tieren bilden die Davidshirsche eine der größten Herden
der Welt. In diesem Jahr gab es hier gleich 26 Junge. Sehr viel Nachschub für Naturreservate in China, wo die Hirsche, die bis in die achtziger Jahre hinein nur in Zoos überlebt hatten, wieder angesiedelt werden. Auch die Riesenseeadler aus Kamtschatka, die größten Adler der Welt, ziehen in Tallinn regelmäßig Nachwuchs auf. Eine glückliche Hand haben die Tierpfleger seit Jahren bei den seltenen Streifenhyänen, die besonders empfindliche Pfleglinge sind. Schon viele Jungtiere konnten an Zoos
in aller Welt abgegeben werden. Der Tiergarten von Tallinn, der einzige in Estland, ist Anfang der achtziger Jahre aus dem Zentrum auf ehemaliges Militärgelände am Rande der Stadt gezogen. Noch leben viele seiner Bewohner in den einstigen Lagerhäusern. Die Luchse, Davidshirsche und Riesenseeadler haben den Umzug in moderne Anlagen bereits hinter sich. |
Inhaltsangabe: | Handaufzucht von Riesen-Seeadler-Küken Junge Nord-Luchse lernen Beutefang an Wachteln Kurzportrait des Zoos: Neue, moderne Anlagen, großes Erweiterungsgebiet Tropenhaus mit China-Alligator Liszäffchen Jungtiere Kranich-Zuchtanlagen Riesige Herde Davidshirsche Zuchtprogramm für Europäische Nerze: Vorstellung des Projektleiters Tiit Maraan, Auswilderungsprojekt auf Insel Yuma Wasservogelteiche Junge Streifenhyänen Geschichte: in den 80er Jahren Umzug
auf ehem. Militärgelände (88 ha), noch immer einige Behelfsunterkünfte in frühreren Militärbaracken Direktor Mati Kaal erläutert Erweiterungspläne Baustelle neues Bergtier-Gebiet auf 10 ha Kurzüberblick über verschiedenste seltene asiatische Berg-Huftiere (Goral, Tur, Thar, Urial) Rehe frei im Park |
Kommentar: | Dieser Film hat deutlich
gezeigt, daß es im “fernen Osten” nicht nur marode Zoos gibt. Tallinn ist ein hervoragendes Beispiel dafür, daß auch in Staaten mit geringer finanzieller Kraft ein guter Zoo entstehen kann, wenn nur hochmotivierte Leute an der richtigen Stelle sitzen. Daß so ein Zoo darüber hinaus auch noch Vorreiter bei Zuchtprogrammen und im Artenschutz ist, solle auch manchen deutschen Zoos zu denken geben. Hoffen wir, daß auch von den zu erwartenden EU-Geldern für Estland etwas in den weiteren Ausbau
dieser Kulturstätte fließen werden. Sehr schön dargestellt wurde die Bemühung um die Zucht des Europäischen Nerzes. Tiit Maraan ist seit vielen Jahren mit ganzem Herzen dabei, diese Tierart zu züchten und in ihrem angestammten Lebensraum wieder auszuwildern. Schade, daß die teilweise extrem selten in Zoos gezeigten Berg-Huftiere (Tur, Goral, Urial) nur erwähnt und in einer kurzen, bunten Bilderkollage gezeigt wurden, ohne die einzelnen Arten wenigstens kurz vorzustellen. Eine solche
Gelegenheit bietet sich in kaum einem anderen Zoo. Dafür hätte man gern auf die letzten fünf Füll-Minuten verzichten können, in denen ein ganz normales Reh gezeigt wurde, das sich mit seinem Kitz hinter Büschen versteckte. Wenigstens wurde kurz auf Geschichte und Planungen des Zoos eingegangen und auch der Direktor bekam die Gelegenheit, seine Pläne zu erläutern. Eine gute Doku, die geradezu motiviert, auch einmal nach Estland zu fahren und sich den Zoo anzusehen. Und ein guter Auftakt
für die neuen Abenteuer-Zoo-Folgen 2004/2005! |
Vorgestellte Tiere: | Riesen-Seeadler Nord-Luchs China-Allistor Liszäffchen Jungfernkranich Schneekranich Mandschurenkranich Davidshirsch Europäischer Nerz Streifenhyänen Rehe (frei im Park) |
Tipps: | Die Zucht des Europäischen Nerzes wird in enger Zusammenarbeit mit Tallinn auch in einigen deutschen Tierparks betrieben. Das Zuchtprogramm wird bei uns koordiniert von Euronerz e.V. - auf deren Website finden Sie alle teilnehmenden Zoos, Hintergrund-Infos und auch, wie Sie selbst zum Erhalt des Nerzes beitragen können: www.euronerz.de |
Links: | www.tallinnzoo.ee |
Zoo-E-Mail: | zoo@tallinnlv.ee |
Adresse: | Paldiski Mnt. 145 EE-0035 Tallinn
Tel. +372-694-3300 Fax: +372-657-8990 |